Jason Ricci & New Blood im Cafe de Weegbrug am 07.06.2009

Zum ersten Mal in meiner nun auch schon seit knapp 40 Jahre währenden Karriere als Musikkonsument in Hörform und seit knapp 37 Jahren in Hören und Sehen und Erlebform konsumierte ich am vergangenen Sonntag ein Symphoniekonzert: wurde ja mal Zeit, aber gerechnet habe ich bei dieser Band nicht unbedingt damit, im Vorfeld hörte ich einiges, aber es begab sich so.

Zwar ohne Pauken und Trompeten und singschreiende Damen und röhrende Herren, ohne im Himmel hängende Geigen, aber mit einem Dirigenten.

Dirigent Jason Ricci spielte uns eine Mundharmonikasymphonie mit einer Mundharfe, an und mit dessen Luftkanälen er Töne erspielte und, ich muss schon schreiben, erzauberte, die ich teilweise aus diesem Instrument so noch nie genießen konnte, zwar mit Unterstützung von allerlei Effektelektronik und bearbeiteten Stimmzungen und Stimmplatten, aber je mehr Ricci desto Harp! Eine Harpsymphonie!

Und dann noch dieses neue Blut dazu, diese Band New Blood, wieder mal so eine Truppe aus den USA, die dir durch ihr Können die Spaßfalten ins Gesicht tätowieren.

Neben Jason Ricci an der Harp und beim Gesang waren da noch Shawn Starsky an der Gitarre und was für eine: je Starsky desto Fender. Todd Edmunds am Bass und was für`n Rhythmussaiter: je Todd desto Bass und am Schlagzeug Ed Michaels: je Ed desto Groove.

Ouvertüred wurde das Ganze um 21 Uhr 30 mit einem Instrumental, in dessen Verlauf außer dem Schlagzeuger jeder solierte, der durfte beim nächsten Stück dann ein paar Minuten alleine punchen und punk(t)en.

Und während des ersten von allen heute gespielten mindestens Zehnminüters war ich mir sicher, das wird ein Konzert der Güteklasse unglaublich gut, das geht gar nicht anders bei dem bis hier hin gehörten.

Schon wieder.

Das mit Rock, Blues, Klassik, Punk, Funk und noch anderen Musikstilen lebende, mit der Harp im Mittelpunkt stehende Gebräu brodelte so anderthalb Stunden im Cafe de Weegbrug in Roermond. Besitzerin Truus, ihre vorzügliche Crew und alle anderen, ca.100 an der Zahl Zuhörenden hatten Spaß und Freud und belohnten die Musiker nach jedem Einsatz mit frenetischem Beifall.

Beim einem Stück, dem Klassiker Mellow Down Easy, geschrieben von Willie Dixon, aber besonders bekannt geworden durch Harmonikagigant Little Walter und seine Kollegen Carey Bell und Paul Butterfield, ging der Punk ab, ab und an auch der Funk: was für eine Orgie ohne gemeine Töne, von piano bis forte, von Stillem Wasser bis Niagara.

Ptryptophan Pterodactyl – der Titel verspricht schon einen ordentlichen Rausch – gab’s auch inmitten: ein Instrumental in Richtung Latin und Enlightenment, ein Instrumental mit Walzer und Polkaanklängen, auch eine Prise Jahrmarktmusik beinhaltet dieses Meisterwerk der Suck– and Blow Abteilung.

Zwischendurch blitzte natürlich auch immer wieder das fenderistische Können von Shawn Starsky auf, ein Saitenkünstler, der besonders bei Blue And Lonesome, einer Ford Blues Band Offenbarung, sein Meisterstück ablieferte.

Und immer wieder diese Riccivorführungen: man, was für Töne. Ich kenne außer Howard Levy, der auch jenseits von Gut und Böse harmoniert, keinen vergleichbaren Harmonikaspieler, fast nicht von dieser Welt.

Auch seine Stimme macht ganz schön was her, hat vieles drauf, rappig, bluesig, rockig, funkig, von Stecknadelfallleise bis Marktschreierlaut, mir fällt dazu nix mehr ein.

In der Pause wurden vier verschiedene CDs zum Weltwirtschaftskrisebekämpfenden Preis von zusammen 40 € angeboten, ein Angebot zum Nichtausschlagen, zwei für mich, zwei für Kumpel Bruno.

Noch was.

Bei einem kurzen Gespräch mit Jason vor dem Auftritt erfuhren wir, das seine Vorbilder u.a. Little Walter und der leider nicht so bekannte Pat Ramsey wären. Ramsey brillierte auf drei Solo CDs und beim Johnny Winter Album White, Hot And Blue, er verstarb leider im Jahr 2008.

Alle Photos von Tony Joe Gardner:

https://www.tonyjoegardner.com/hauptseite

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