Stoned From The Underground 2011

Zum elften Mal fand dieses Großereignis der Stonergemeinde in der Nähe von Erfurt statt, am Alperstedter See, zwischen Alperstedt und Stotternheim. Auf dem idyllisch gelegenen Gelände mit Wiesen und Sandboden spielten von Donnerstag bis Samstag 19 Bands harte und zarte, verspielte und verschnörkelte, melodiöse und neben der Spurrille verlaufende Klänge.

Es gab in die Fresse und in die Nacken, viel für die Seele und natürlich für Happenings, was zum Fliegen und Abheben, bodenständiges und bewegendes, eine große Party.

Ich beschränke mich auf Bands, die mich beeindruckten, auf diese und jene Weise, am Freitag und am Samstag, da ich erst am Freitag anreiste. Etliche Radaubrüder und eine Radauschwester bleiben leider außen vor, weil ausruhen ist bei einem Festival sehr wichtig, damit das Ganze nicht den Körper überpaced.

The: Egocentrics, drei Jungs aus Timisoara in Rumänien, zogen mich und viele andere am frühen Freitagabend in den Bann: ihre Ausflüge in den etwas härteren Bereich psychedelischer Soundgefilde, rein instrumental, entwickelten sich langsam, aber gewaltig und mächtig gut. Brenn an der Gibson (je lauter, desto Gibson), Jess am Bass und Hera aus der schlagtechnischen Abteilung sorgten für Stimmung in der Bude, nee, auf der Wiese. Ihre Musik ist für mich in Reichweite von Jimi Hendrix, Colour Haze, My Sleeping Karma und Kyuss. Ein absolutes Highlight in Bezug auf Kompositionen und Können. Das war ein Brett, das mir da vor den Schädel knallte. Ihre beiden CDs verkauften sich nach ihrem Auftritt wie geschnitten Brot, wie es hier in meiner Gegend so schön heißt.

Coogan`s Bluff aus Rostock spielten uns den Stoner mit Pauke und Trompeten, nee…..aber mit Saxophon und Posaune, klingt komisch, ist aber so. Hörte sich zuweilen an wie Free Jazz, aber nicht so chaotisch, denn das griff instrumentarisch gut ineinander: mal bluesig, mal heavy. Besonders hervorheben möchte ich noch die kräftig raue und zupackende Stimme des Bassmanns.

My Sleeping Karma hauten uns in der Nacht ab 0 Uhr 30 endgültig die Sicherungen raus: was für ein genialer Sound, ich schwebte unter einem wolkenlosen Himmel einfach so dahin und dahin, immer auf dem Boden bleibend.

Mitveranstalter und Bassist Matte feuerte uns im Freudentaumel ständig an, Steffen am Schlagzeug haute die Seele und den Drive in die psychedelischen Klangkompositionen, die rein instrumental vorgetragen werden. Gitarrist Seppi saitete ein Brett nach dem anderen auf, grüßte zwischendurch seine „Aschebercher“, grinste sich einen und tanzte mit seiner Gitarre über die Bühne. Norman am Soundboard versank in den Tasten und Knöpfen und versenkte uns noch tiefer in den MSK Sound. Bis um 2 Uhr morgens wurden wir auf feinsten Klängen getragen, die keiner der Feiernden so schnell vergisst, sicher.

Ich erreichte unsere wunderbare Unterkunft (Hotel Landvogt) als es schon fast dämmerte und mir dämmerte das ich jetzt sofort und unbedingt auf die Matratze gehöre.

Nach dem opulenten Frühstück zog es mich ein bißchen in die Erfurter Innenstadt, die nicht sehr weit entfernt mit geschmackvoller Architektur verzückte.

Und um 14 Uhr, wieder auf dem Festivalgelände zugegen, stiegen die Jungs von Grandloom aus Cottbus auf die Bühne und jammten und jammten und jammten, 50 Minuten kurz….vom Feinsten und rein instrumental. Thomas verschmelzt und entlockt seiner Gibson (je lauter, desto Gibson, zum zweiten) Töne des Rock und Blues, manchmal schön verspielt, manchmal in den Nacken, verfuzzte Feinheiten. Bassmann Hans groovte wie die Sau und Rischie am Schlagzeug haute uns die Müdigkeit aus den Knochen. Ihre CDs sind schon klasse, aber live toppen sie das locker.

Planet of Zeus aus Griechenland sind nicht so ganz (heutzutage hör ich sie mir gerne an) meine musikalische Baustelle, aber trotzdem ein Photo dieser sehr energisch zupackenden Band.

Glowsun aus Frankreich waren die nächsten im Reigen. Und was machten die so? Die machten Spaß, es machte mächtig Spaß, ihrer Musik zu lauschen. Stoner und Spacerock sind die Eckpfeiler ihres Sounds, jammend zusammen gefügt. Virus und The End ihres Albums The Sundering begegneten uns: sehr melodiös das Ganze und ab und zu wird auch mal die Schraube kräftig angezogen, fein.

Und nun schalten wir um nach Oslo, denn die Jungs von Lonely Kamel stammen aus dieser Gegend in Norwegen: ein rauhes Land, rauh und roh ist auch die Musik von Espen, Lukas, Stian und Tomas. Ich hab sie in den letzten 12 Monaten viermal erlebt und sie sorgten mit ihrem Hard- und Heavy Blues immer und überall für dicke Freudebacken. Gitarrist und Sänger Tomas ist brillant bei Stimme und seine Rhythmusgitarre ergänzte die Leadgitarrenausflüge von Lukas. Es gab auch kurze Call- und Responsescharmützel auf Saitenart und der auffrischende Wind übertrug den Überrocker „Spacerider„ in die thüringische Landschaft. Espen und Stian an Drums und Bass hatten auch ihren Spaß, genauso wie die Feiergemeinde vor der Bühne. Die Feiernden stammten zumeist aus Europa, aber die übrige Welt war auch dabei, Japan mischte mit, Australien auch, Nordrhein Westfalen war mit einer ganz starken Mann- und Frauschaft vor Ort.

Zwischendurch auch einmal ein Bild einer helfenden Hand auf der Bühne, stellvertretend seht ihr hier Beano. Und sowieso ein großes Lob an die zahlreichen Beschäftigten der Bühne, hinter den Kulissen werkelnden und Bier- und Merchverkäufer.

Die Niederlande sind im Bereich des Stoner- und Psychorocks stark vertreten, und hier und heute abend in Stotternheim präsentierten uns die drei Maastrichter Jungs Hans, Rutger und Sander etliche Lieder ihrer ganz frischen CD Mirador. Die Jungs heißen Sungrazer und sind mehr im Psychedelischen Musikbereich angesiedelt, nichts desto trotz gibt’s auch ab und zu `ne Schüppe Stoner in ihre farbenfrohe Musik. Der Gesang wechselte zwischen Rutger (R.I.P.) und Sander, und Rutger spielte eine Telecaster, die auch ganz schön zu biß und den Boden fegte, Sander spielte mit vollstem Körpereinsatz seine Bassläufe in Grund und Boden und fütterte den Sound, Hans am Schlagzeug mittendrin und immer dabei, die Psyche in den Sound zu schlagen.

Zum krönenden Abschluss ihres Auftritts gesellte sich ihr Freund David Eering zu ihnen auf die Bühne, der Gitarrist von The Machine (auch so `ne Mördercombo). Common Believer heißt die Sause, zum Mitgröhlen und Nackendehnen, und der Jam mit zwei Gitarren stampfte ordentlich durch die Reihen auf Bühne und davor.

Danach wieder eine Pause für mich, die japanischen Klänge nach Sungrazer vertrieben mich ins Partyzelt zum Verschnaufen: über Musik labern, CD/LP Kauf, Getränkechips Kauf, Bier Kauf.

Und nun Monster Magnet: die Mannen um Dave Wyndorf. Die Spacelords motherfuckten uns und mischten uns ab 21 Uhr 30 auf, sie machten alles platt, wie eine Behandlung mit der Dampfwalze, ihr Sound walzte förmlich über uns weg. Und ich war auch hin und weg, diese Brachialität sorgte für mein leibliches Wohl, ich verstaute nach einiger Zeit den Photoapparat und zuckte mit allen Wimpern, denn diese Stoner- und Spacerock Urgesteine sorgten für die größtmögliche Ansammlung von Leuten vor der Bühne, es wogte und brüllte um mich rum.

Gods And Punks gröhlte die Meute mit und der Spacelord motherfuckte zur Festivalhymne.

Die Düsseldorfer Vibravoid sorgten zum Abschluß des Festivals für ruhigere Klänge, mit toller Musik und einer feinen Lightshow wurden wir verabschiedet….

Ich danke dem Team vom STFU für ein tolles Festival und allen Beteiligten für die Party.

Ps. Diesen Bericht schrieb ich vor zehn Jahren für 60minuten Berlin.

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