Darauf freute ich mich schon seit Monaten, endlich eine meiner Lieblingsbluesbands aus Deutschland und aus Bayern mal live und in Farbe zu sehen und zu hören. Und hat sich der Weg nach Staudach gelohnt? 1400 km Fahrt hin und zurück aus dem Rheinland nach Südbayern mit der Bahn? Bluesbrauchtumspflege in bayerischer Mundart versuchen zu verstehen? Es hat sich aber so was von gelohnt! Das für hinter die Ohrwascheln!
Jetzt aber zum ganz und gar keinen Sekänd Händ Blues!
Nein, zuerst noch was zum Ort dieser Gaudi.
Das Cafe Mühlwinkl führt seit 1996 Konzerte durch, bis jetzt über 100 an der Zahl, meistens sehr bluesige, und veranstaltet werden sie von der Agentur Welte und Janotta!
Für den Konzertbesucher „aus Preussen“ etwas ungewöhnlich ist sicherlich, das die Zuhörer während des Konzerts an langen Tischreihen sitzend vor der Bühne ihr Nachtmahl einnehmen, in flüssiger und fester Form! So in dieser Form kenne ich das nur aus den USA.
So: Um halberneine fing er an, der Blues auf bayerisch!
Das erste Set gestaltete sich fast völlig spannungslos, nicht ganz unelektrisch, sprich, es gab 10 Stücke unplugged!
Schorsch und erstmal die Hälfte der Bagasch betraten die Bühne und legten los mit dem „Fadismablues“, Fad is ma Blues, aber mir und dem Publikum war nach diesem Blues gar nicht fad, im Gegenteil!
Weiter im Liederreigen ging es „Nackat“ und mit „Wos des ois bedeit“!
Alle drei Stücke befinden sich nicht auf ihren bisher erschienenen beiden CD`s Sekänd Händ Blues und Mit offene Knia!
Das vierte Stück war der Robert Johnson Klassiker „Walkin` Blues , eingebayrischt natürlich, da hieß er der Wanderblues, klasse!
Nun befand sich auch mittlerweile die komplette Band auf den Brettern der Bühne im Chiemgau, bitteschön: Schorsch Hampel, Gitarre und Gesang und Ansagen und Erzähler und Texter, Dominik Schindlbeck, Bass – Kontra oder elektrisch, Dr. Will, Schlagwerk und Waschbrett und Löffel und Gabel und Bruder vom Schorsch, Klaus Benz an allen Tasten und Ferdl Eichner an diversen Harmonikas und bei einigen Stücken an der E – Gitarre.
Um ca. 21 Uhr war es dann aber schon „Neili früa am Moing“. Dieses das fünfte Lied handelt vom Krach mit seinem Madl und was die Minnie im Einkaufsladen dazu sagt.
Bis zur Pause waren die Wiesn gmaht ( gemäht ) und der Nachbar, ein Alt 68er, wurde vorgestellt, dann gings auf da Roas ( Reise ) und zurück in die Jugendzeit mit offene Knia und vor dem Pausengong noch“ Wann i amoi in Himmi aufi kimm“, das summe ich seitdem immer wieder mal!
Bevor es weiter geht, noch was zum Schluß: Nach dem Konzert konnte ich noch ein bisschen mit der Band plaudern und auch mit ihrer Silvia, die für`s Booking zuständig ist. Und die bat mich einige Male darum, sag bitte noch mal Wanna i amoi in Himmi aufi kimm und amüsierte sich darüber, wie sich diese Textzeile im Wuppertaler Slang anhörte!
In der Pause unterhielt ich mich mit meinen Freunden aus der Gegend, in der ich mal gelebt habe, und sie alle waren sehr angetan von diesem Blues!
Die ca. 120 Zuschauer aber auch!
Und das für 10 Euro Eintritt.
Um Zehne folgte Teil zwoa des Konzerts, „a jed`s mechat“ ( ein jeder möchte?) und „geh zua“, dann wieder das Thema Fetzen mit der Frau ( 51er ) und als viertes dann der „Sekänd Händ Blues“ aus erster Hand!
Die Band spielte fantastisch zusammen, die Betonung liegt auf zusammen, wie ein Uhrwerk!
Spielfreudig und gekonnt! Klasse!
„Dia gez guad“ hieß das fünfte Lied, mia gings sowieso guat beim Zuhören. Beim „Pantsching Boi“ stellte Ferdl Eichner unter Beweis, das es auch einen Handstand Blues gibt, Harmonikaspielen kopfüber habe ich auch noch nicht gesehen und gehört!
Weiter ging es mit den Geschichten, die das Leben so mit sich bringt, völlig unverquaste Texte mit Sinn für Humor, manchmal aber auch wütend, verständnisvoll, unkünstlich, bestens!
Mit „Supa schaugst aus“ und dem Boogie“Blos in meim Hirn“ ging es weiter im Programm, der Slowblues (kann man das auf bayrisch auch Schleicherblues nennen?) “ Selbe oide Gschicht“ folgte sehr auffällig und ausführlich und einfach auf den Punkt.
Zum Ende des Sets besuchten wir alle zusammen das Land, es ging „auf`s Land naus“, eine Adaption des Canned Heat Klassikers „Goin` up the country“ mit einer fantastischen Harpeinlage von Ferdl Eichner, er spielte teilweise so leise und das Publikum war`s auch, ich konnte die Schaumbläschen des dunklen Hefeweizens vor mir platzen hören.
Die Zugabe bestand aus mehreren Stücken, es wurde gerollt, das Publikum wurde von Schorsch aufgefordert beim „Mojo working“ den Refrain mitzusingen, aber das hieß dann „ich laß mein Mojo werkeln“ und alle waren begeistert dabei!
Ein Klassekonzert ging zu Ende. Ich wünsche der Band den Erfolg, den sie verdient und ich werde mir jetzt weiter ihre beiden CDs zu Gemüte führen und immer mal wieder was daraus in meinen Sendungen beim JukeJointBluesradio spielen!