2.Lübecker Bluesfestival im Funambules am 02.11.2008

Dieser Bluesabend glich keinem Tanz auf dem Seil, fand aber im Funambules (auf deutsch Seiltänzer) in Lübeck statt, einer feinen Lokalität mit vielen leckeren Durstlöschern und für Livemusik. Bluesm@il, eine Band aus der Lübecker Gegend, waren die  Veranstalter und Organisatoren dieses Events mund-, hand-, und fußwerklicher Bluesmusik.

Die Begrüßungsworte sprach Rüdiger Voigt, der Sänger und Harper von Bluesm@il: er wünschte den ca. 90 Anwesenden/innen viel Spaß in den nächsten Stunden.

Kurz nach 21 Uhr betrat Bertram Scholz die Bühne und unterhielt das sehr geneigte Publikum mit Akustikbluescovern, stellte zwischendurch eine Quizfrage mit Frage und Gitarre zum Thema Cottonfields, die ruckzuck richtig beantwortet wurde (gesucht wurde die Band, die dieses Stück veröffentlichte….Creedence Clearwater Revival) und spielte auch noch den lange verschollenen geglaubten 30sten Song von Robert Johnson!

Nach keiner Umbaupause setzte sich Pianospieler Frank Schedukat , der bei der neuen CD von Bluesm@il mitspielte, an das selbige und ließ es rollen: Boogie Woogie hieß die Mitwippdroge für die nächsten beiden Stücke. Für den textlich eingedeutschten Professor Longhair Titel „Für die Liebe gibt es keinen Ersatz“ enterte Rüdiger die Bühne und die beiden legten los.

Anschließend gab’s dann eine Stunde Bluesm@il mit Verstärkung: dabei noch Saxophonspieler Ralph Schlunk als sechster Bluesmusikverfeinerer neben Frank und die M@iler Ferdi Peters am Schlagzeug und Waschbrett, Ulrich Axler am Bass und Alfons Krause an Fender und Ibanez Halbresonanz.

„An der Elbe“ waren wir hier in Lübeck zwar nicht, eher an der Trave, aber das erste Stück trug diesen Titel: ein etwas flotterer Blues und mit „Mensch Inge“ ging es in gleichem Tempo weiter, es geht im Text um Wiedersehen und gute, alte Zeiten.

Mit dem „Reptil“, einem Slowblues mit feinem Harp – und Gitarrensolo und textlichem Thema Frau in Kroko folgt der erste Höhepunkt des Auftritts der M@iler: Ferdi und Ulrich treiben das ganze Prozedere nach vorne…. Ferdi ist sowieso einer der gewieftesten Bluesdrummer Deutschlands: dreißig Jahre beim „Dritten Ohr“ haben ihre Spuren geschlagen.

Slim Harpo ist der Ideengeber des nächsten Highlights: „Schwing deine Hüften“ heißt der Titel und einige bis jetzt nur Zuschauer werden zu Hüftschwingern.

In einem weiteren Slowblues sprechen Harp und Gitarre fantastisch miteinander, der Bass ist stoisch gut und Ferdi shuffelt wie es eben ein Meister kann, die Komposition heißt „In der Garage“.

„Lucille“ wird im nächsten Stück beschrieben, diesmal treiben Piano und Saxophon die Geschwindigkeit und Intensität nach oben.

„Iko, Iko“, ein Klassiker der Swampmusik aus New Orleans, folgt und das Publikum swampt mit den Musikern um die Wette, Ferdi kratzt sich dabei am Waschbrett und Rüdiger zieht die Harmonika mit den Tasten.

Der Blues kehrt zurück auf die Bühne mit „Cheryl, die zuviel redet“, ein bambabambabam Blues der Chicagoklasse.

„Flip, Flop & Fly“, einem Bluesklassiker von Big Joe Turner und Charles Calhoun, bewegte etliche Zuschauer/innen zum Tanzen und beendete das Set von Bluesm@il, ein sehr guter Auftritt mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung aller Akteure.

Danach umarmte das Publikum die Band plus Verstärkung für die Darbietung Bluesmusikalischer Genüsse und bekam natürlich noch ’ne Zugabe und die hieß „Hey Chinasky“, eine Hommage an den Schriftsteller Charles Bukowski.

Wieder keine Umbaupause später betraten Udo Wolff, Tiefgrollfeinstimme, Harmonikameister und Tom Schrader, Bluesgitarre vom Allerfeinsten, die Bühne und die Bluesbrüder, ansonsten natürlich beide noch beim Dritten Ohr, „der“ Bluesband für mich in unseren Breitengraden, klärten slow und ungemein intensiv das anwesende Bluesvolk auf über Bluesmusik der Güteklasse A.

Udo sang und harpte über mancherlei Unbillen und Freuden des Lebens, begleitet von Tom mit gefühlvoller und feiner Gitarre, einfach zum “ was soll ich dazu noch schreiben“ außer das ich dabei und begeistert war…..

Tom’s Soloeinlage, der „Down The Dirt Road Blues“ von Charlie Patton, war noch so ein Schmankerl auf der Akustikgitarre, Weltklasse!

Udo’s Soloeinlage bestand aus einem langen und knalligen Harpsolo im Publikum, sozusagen harmonisierend mit den jetzt zahlreichen Tanzwilligen!

Zurück auf der Bühne sprach der Wolff, das reicht jetzt für die kleine Gage des Veranstalters und die beiden beendeten Augenzwinkernd ihren Auftritt um sofort mit den Musikern des heutigen Abends in eine Session einzusteigen. Am Anfang stand der Slim Harpo Song „Ti na ni na nu, I Want You, Ti na ni na ni na nu“ und weiter ging es in der Harpo Hommage mit „Scratch My Back“, textlich etwas verändert hieß das hier und heute Abend „Alles für die Katz“, mit einem längeren und intensivem gitarristischem Zwiegespräch zwischen Alfons und Tom, das Volk applaudierte kräftig den achten auf der Bühne.

„Himmel oder Hölle“ von der gleichnamigen Ohr LP wurde achtkantig gespielt, ein Klassebluesabend neigte sich dem Ende entgegen, das allerletzte war dann für heute der Elmore James Bluesklassiker „Shake Your Money Maker“, hat irgendwas mit Hinterteilwackeln zu tun!

Der Abend endete an der Theke der Lokalität: das Bier und der Rotwein und der Gin taten das Ihre und fröhlich ging es in den Sonntagmorgen mit Geschichten, die dieser Abend schrieb.

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