Die Eintrittskarte von damals ziert noch meine Konzertkartensammlung, damals, am 10.10.1998, sah ich die Missisippi Mudsharks zum ersten und bisher einzigen Mal live, beim Ruhrpott Bluesfestival in der Werkstatt in Witten. Mit dabei waren Abi Wallenstein, DC & The Cruisers, B.B. & The Blues Shacks, und die Sharks spielten als Hauptact. Kostete damals 34 DM Vergnügungssteuer und das Ganze war ein Fest in einer gut gefüllten ( so oder so ) Werkstatt.
Knapp 11 Jahre und leider wesentlich weniger Zuschauer später nun also die Mississippi Mudsharks from San Diego California im Spirit of 66 in Verviers in Belgien, einem meiner Musikwohnzimmer.
Scottie “ Mad Dog “ Blinn singt und spielt die Gitarre und gründete die Band 1991, und seine Einflüsse sind gut rauszuhören: da wären unter anderen die Ramones, Social Distortion, Tom Waits und Dick Dale, König der Surfgitarre. Weiterhin die Bluesmänner Lightnin` Hopkins, Freddie King, T – Bone Walker und Billy Gibbons.
Den Spitznamen Mad Dog bekam er von seinem Mitmusiker Eric von Herzen wegen seiner aggressiven Herangehensweise an die Gitarre und an die Roots Music.
Eric “ Jailhouse “ von Herzen singt auch und spielt die Harmonika dunkeltönend melodisch, da rollt sozuschreiben ein Güterzug auf dich zu,. Seinen Spitznamen verdankt er seinen wilden Jugendjahren. Er spielte u.a einige Jahre mit Walter Trout und bei Social Distortion.
Tom Essa singt auch manchmal mit und schlägt um sich halbrum auf sein Schlagzeugensemble und ist von Anfang an bei der Band, die ja zwischendurch mal eine mehrjährige Pause machte, Essa lebte einige Zeit im Berliner Stadtteil Pankow und war dort in einer Blueskneipe bei etlichen Sessions dabei.
Martin Rose ist ein Bassmann aus Berlin, der die Mudsharks auf ihrer Europatournee klasse unterstützt.
Und da wäre noch Scotties Ehefrau Roxanne am Merchandisingstand: charmant und gut gelaunt, da macht das Kaufen der letzten CD der Sharks, “ Voodoo Doll „, noch mehr Spaß.
Um 20 Uhr 35 entert die Band die Bühne, Scotties Gitarrensaiten sind in gespannter Erwartung auf die ersten Angriffe des Meisters und die kommen dann auch: der Thirty Weight Shuffle stimmt uns ca. 40 anwesende Sharks ein und an.
In seiner ersten Ansage freut sich Scottie, das trotz eines Montags doch soviel Leute hier seien, seine Stimme wäre etwas aus dem Lot, deshalb würde er nicht soviel erzählen sondern lieber singen.
Und wie: hört sich an wie Omar Kent Dykes mit Tom Waits Einsprengseln oder umgekehrt.
Eric spielt etwas zurückhaltend seine Harps, das ist wohl so seine Art, manchmal fein verzerrt durch`s Fahrradlampenmikro, aber was wir vom ihm hören kann sich verdammt hören lassen: meistens sehr schön grollig und growlend und howlend, bei ein, zwei Liedern auch mal unmikrophoniert, hat was!
Tom Essa haut immer mitten dazwischen, auf den Punkt, ein Klassedrummer. Und vergißt nicht zwischen den Stücken die Konsumangebote ihres Merchandisingstandes anzupreisen.
Martin Rose begleitet unspektakulär und immer schön geradeaus die drei Herren aus Californien.
In beiden Sets hören wir ein Best Of aus ihren meines Wissens nach bisher erschienen 5 CDs, die da betitelt sind mit „Traditional Heavy, Workin` For Nickels And Dimes, Watcha Her Is Watcha Get, Trains Roll On und Voodoo Doll“, die sich natürlich alle in meinem CD Regal rumräkeln.
Was ganz gourmetisches wird uns serviert durch die Freddie King Nummer Sidetracked und eine ultrabrutalgrollende Version des Don Nix Klassikers Goin´ Down, Scottie knallt uns das Riff so was von vor die Gesichter, das die sich im Verlaufe des Stücks immer weiter gen Stimmung Goil begeistern….. und zur Version des Stücks hier und jetzt: hat etwas anderes als sonst so die Versionen anderer Bands, durch die Hinzunahme der Harp von Eric klingt das Zwischen den Zeilen instrumentalisierte abwechslungsreicher und interessanter.
Und was haben wir noch so auf die Ohren gekriegt?
Den Preacher, ein unglaublich brutal schleppender Swamprootsbluesrocker mit völlig verzerrter Harp, ein Fest für mich, meine Ohren glühen fast aus vor Begeisterung.
Die gleiche Klasse besitzt Throw It In The Hole, auch ein Schlepper feinster Art, das schwappt und swampt und sorgt für eine weitere Ausprägung der Nackenmuskulatur.
Der Train Rolls On, ein Surfpunkabräumer, der für viel Bewegung auf dem Holzfußboden des Spirit sorgt.
Pistolero, ein instrumentaler mexikanischer Surfpunkrootsrocker…..und du denkst, du wärst in der Titty Twister Bar From Dusk Till Dawn.
Noch ein Höhepunkt ist Hangin` Tree, ein sehr mystisches Stück mit einem faszinierendem Gitarrenriff – und solo, auch mit tollem Backgroundchor von Eric, Martin und Tom. Hört sich an wie heulender Wind und gibt dem Ganzen so einen Touch von schwer zu beschreiben, ich lass es, hört`s euch an!
Zwei Stunden Konzert netto für 12 €, brutto, noch dabei ein paar interessante Wortwechsel mit Tom und Scottie, die CD Voodoo Doll für 15 €, ein paar Getränke für 10 €, vor dem Konzert Pommes Majo für 2 € 50 und im Supermarkt Del Haize noch ein paar leckere belgische Biere gekauft für geht euch nix an €,
280 km Twingofahrt mit ausgesuchter CD Beschallung, auf der Rückfahrt natürlich mit der frisch erworbenen Voodoo Doll CD.
Das war ein feiner Abend mit den Sharks, ich danke ihnen dafür, die Jungs hätten es aber verdient, das sich mal mehr Leute als heute Abend vor ihrer jeweiligen Bühne amüsieren.