An erster Stelle steht fest: es wird ein nicht sehr objektiver Konzertbericht, denn Das Dritte Ohr ist so tief in meine(r) Blues Seele verankert….Zuesrt aber ein paar Buchstaben zum Heimathaus in Twist: dieser Veranstaltungsort hat schon etlichen Bands und Musikern unseres musikalischen Dunstkreises die Bühne bereitet.
Und wie sagte Heiner Reimert, sozusagen der Chef des Hauses, in dem alle Leute ehrenamtlich und unentgeltlich arbeiten – dafür sowieso meinen Respekt – in seiner Bandankündigung: Es mussten 18 Jahre (das Heimathaus gibt es seit 1990) vergehen, bis auch die deutschen Bluesurgesteine mal hier im Moor auftreten. Kommentar von Udo Wolff, dem Sänger des Dritten Ohr: Hättest du mal früher angerufen!
Um 20.15 Uhr gab es das Startsignal von Udo mit den Worten: Schönen Guten Abend zusammen, Das Dritte Ohr bei der Arbeit! Blues und Boogie pur!
Wie wahr!
Es gibt nicht nur Zehn Gebote, sondern auch „das Elfte Gebot“, aber das wird eingeleitet mit der Slidegitarre, der Bluesmusikalische Abend begann, siehe auch hier:
Die Spielkameraden (das hat Udo gesagt): Pete “ Bombay“ Liebers (R.I.P.) – Schlagzeug, Gerd Maier – Bass, Tom Schrader an der Gitarre und ab und zu Gesang und natürlich der mit der hörbar „dreckigsten“ Bluesstimme die du dir anhören kannst, und an der Mundharmonika, Udo Wolff.
Von Anfang an ging es unglaublich intensiv in die 12 Takte, Schlagzeug und Bass bauten das Bluesgerüst in schwindelnde Höhen auf, besser geht wohl nicht….
Tom Schrader spielte gewohnt zurückhaltend: keinen Ton zu viel, ein Meister der Bluesgitarre und Udo Wolf lebte mit seiner Stimme das Elfte Gebot.
Weiter ging es mit dem „“Vollmond“, gesungen von Tom Schrader: eine Story darüber, wie lange der guter Vorsatz hält nicht mehr soviel Alkohol zu vernichten……nur wenige Stunden. Dabei eine Slidegitarre, whow, die Temperatur im Saal erreichte jetzt schon sehr sommerliche Werte.
Ein Harmonikaintro der Ritterschlagabteilung eröffnete die Bühne für den „Plapper Popper“, das Stück ging inklusive Gitarren- und Basssoli fast 15 Minuten, und inmitten so intensiv leise……vom Publikum hörte man keinen Muckser. Die Band bedankte sich dafür auf ihre Weise, der grandiose Schluss bekam eine zweiminütige Verlängerung.
„Tanzt mit uns heut Nacht“ grummelte Udo beim nächsten Stück in die Menge, mit einem Zwiegespräch vom Feinsten zwischen Gitarre und Harp.
Gitarre, Bass und Schlagzeug unterspielten dezent die nun folgenden Minuten: Udo sprach zu seinen Geislein, meinte, wenn das Konzert so gut wird wie der hier ausgeschenkte Kaffee…. stellte den fünften Mitstreiter des Band vor, Tontechniker Jens. Lobte uns alle im Saal für die vorbildliche Ruhe in den ruhigen Momenten der Musik, gut für die unglaubliche Intensität der Vorträge.
Ein Boogie der Güteklasse Canned Heat läutete den Schlussspurt vor der Pause ein.
Vor den letzten Tönen gab es noch das Angebot, die Band doch mit nach Hause zu nehmen, sprich, die von den Jungs angebotenen Verkaufsargumente in Form von CDs zu begutachten und ein Strauß bunter Instrumentalmelodien entließ das völlig begeisterte Publikum in Gespräche über das Gehörte und Gesehene.
Ein Freddie King Instrumental und das von Tom Schrader besungene „Paradies auf Erden“ eröffneten den Liederreigen des zweiten Sets. Udo unterhielt sich danach mit uns über Jugendsünden und Persico und die daraus resultierenden Leberverwüstungserscheinungen.
„Wieder mal“, ein Slowblues der Extraklasse, sorgte wieder mal für eine unglaublich intensive Bluesgenussstille im Saal…. die chromatische Harp von Udo sorgte für Unterarmhärchenaufstellung bei mir, und er sang davon, das es nur auf den Tod eine Garantie gibt, nicht auf die Liebe.
„No More Rubbish“: Udo sitzend auf einer Tourkiste, Tom auf einem Korbstuhl, nur die beiden korrespondierten miteinander bei diesem Slowblues, nur diese Stimme und eine unglaublich feine, zurückhaltende Gitarre. Der Applaus danach für die beiden Bluesbrüder (seit 33 Jahren) war beeindruckend.
Anschließend suchte Udo vergeblich eine Harp in Tonart D, fand sie nicht und fragte im Publikum an, ob jemand im Saal eine dabei hätte…..da wurde eben die Tonart nach der Verneinung geändert und er sagte einen Instrumentalblues an.
Tom Schrader spielte uns nach diesen wieder mal einfach unglaublich beeindruckenden Tönen einen Gitarrenslowblues von Tampa Red: den „Denver Blues“,zum Niederknien schön..
Weiter im Takt ging es mit einem Harmonikabegleitenden Sprechgesang und „Tut das gut“ läutete Udo mit den Worten ein, das das Lied durchaus tanzbar sei, auch für Leute unseres Alters!
Nach knapp zwei Stunden ging dieses Highlight nun in den Endspurt, die drei Zugaben „Zahltag, Himmel oder Hölle und der Rausschmeißer Let`s Work Together“ von Wilbert Harrison.
Tosender Applaus!
Nach dem Konzert unterhielt ich mich noch ein bisschen mit einem begeisterten Udo Wolf, der sich frug, warum das Dritte Ohr noch nie vorher hier in diesem Kleinod der Bluesmusik war. Ich erzählte ihm was vom Juke Joint Blues Radio, das wir damals mit einigen Leuten betrieben.
Er ließ Grüße an die Hörer und Moderatoren ausrichten, wir unterhielten uns über den Chicago Blues, den deutschen Blues, und, und, und.
Und das Bestefür mich zum Schluß: Ich frug ob demnächst ein Interview für unseren Sender möglich wäre? Er sagte sofort zu und ich solle ihn dafür doch in Hildesheim besuchen.
Das tat ich einige Wochen später. Es wurde ein sehr spannender und und ungemein vergnüglicher, knapp fünfstündiger Nachmittag in seiner Küche mit zig Geschichten aus dem Leben eines Bluesmusikers in Deutschland. Sie spielten seit 1968, dem Gründungsjahr, an fast jeder Michkanne. Konzerte vor Null oder zwei Zuschauern, vor 80000 in Wackersdorf. Ihre Begleittouren in Deutschland für amerikanische Bluesmänner wie J.B.Hutto (mit dramatischem Notfall zwischendurch, bei dem J.B. ins Krankenhaus mußte) oder Louisiana Red. Oder über ihre zweite LP Zahltag, die bis heute immer noch meistverkaufte Bluesplatte einer deutschen Band. Ich frug ihn nach seinen Lieblingssongs und -musikern aus der Szene und er nannte mir u.a. John Lee Hooker, Sonny Boy Williamson II, Ray Charles, Aretha Franklin, J.B.Hutto, Eddy Clearwater und Christian Rannenberg. Daraus baute ich dann zusammen mit dem aufgezeichneten Interview eine Sendung zusammen die am 09.10. 2008 über unser Juke Joint Bluesradio ausgestrahlt wurde, und ich war stolz wie Oskar das ein Bluesurgestein wie Udo Wolff mir ein Interview gab….