Warnung! Der folgende Bericht ist von jeglicher Objektivität befreit.
„Five Horse Johnson“geigten in meiner Nähe auf und da „FHJ“ in meiner persönlichen, musikalischen Championsleague mit allen ihren bisher erschienenen sieben Alben in der Finalrunde mitmischen ließ ich am 31. Mittwoch des Jahres 2013 meinen Renault Twingo zu Asphalt, um den Jungs die Ehre zu erweisen. Der Motor mit französischem Charme verwandelte sich in einen bollernden Bootsmotor (FHJ ist der Name eines Bootsmotors) und ab ging die Fahrt von der Itter an den Rhein, in den Underground von Köln.
Als ich dort aufschlug, checkten die Jungs aus Detroit/Michigan und Toledo/Ohio/USA im Biergarten vor der Gastspielstätte in Köln Ehrenfeld noch ihre Mails und das angebotene Bier. Und wieder hatte ich wie 2011 bei ihrer Europa Tour die Möglichkeit zu einem Gespräch mit „Phil Dürr“, einem der beiden Gitarristen.
„Phil“ lebt seit 30 Jahren in Detroit und erblickte Mitte der 1960er Jahre in München das Licht dieser Rockwelt. Von 1989 bis 1996 bearbeitete er die Saiten bei „Big Chief“. Nach seiner Zeit in dieser funkigen Rockband spielte er sporadisch ab 1999 bei „FHJ“ mit und ist seit 2006 fest an Bord.
Phil arbeitet außerdem beim „FHJ“ Label „Smallstone Records“und zusammen mit dessen Besitzer „Scott Hamilton“ bei der Rockband „Luder“, im amerikanischen die Bezeichnung für ein Betäubungsmittel. Und da alle guten Dinge drei sind sorgt er noch bei den Kraut Rock Freaks „Giant Brain“ für die exzellenten Gitarrentöne.
„FHJ“ wurden 1995 von Gitarrist und Sänger „Brad Coffin“, Harmonikaner und Sänger „Eric Oblander“, Bassist „Steve Smith“ und Schlagzeuger „Jim Armstrong“ gegründet. Die Schlagzeugbearbeitung wechselte im Laufe der 18 jährigen Bandgeschichte so oft wie die Modellpaletten der Detroiter Automobilindustrie.
Bei der 2013er Tour saß „Tim Gahagan“, der beim 1999er Album „Fat Black Pussy Cat“ dabei war, auf dem heißen Stuhl.
Ich erfuhr, das die Tour, bis auf den Auftritt in Paris, zur vollsten Zufriedenheit der Jungs verlief. Besonders erwähnte „Phil“ die Stimmung bei ihren Gigs in Spanien: gran estado de ánimo.
Nun zum Kölschen Saunagang, der um 20 Uhr 30 begann.
Den ca. 100 anwesenden Saunawilligen wurden 15 Aufgüsse aus dem reichhaltigen Repertoire der Band aufgeschüttet, volle Kelle.
Die Stimmung wuchs während des 90minütigen Gigs immer wieder an „spanische“ Verhältnisse heran, der Blues rockte und der Rock blueste wie Wassertropfen auf heißen Steinen.
„The heaviest Blues Rock Band in the world“, Zitat Roger Glover, und dem ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen, arbeitete sich und uns auf, sie brannten uns Feuerwerke in Hirn und Ohren und die Nackenmuskulatur spielte Ziehharmonika.
Da wurde nicht lange gefackelt und rumgefrickelt, da gab es immer wieder gepflegt in die Fresse.
Und währenddessen stiegen die Temperaturwerte im „Underground“ in den Bereich der Innenerde, der Tanz im Vulkan.
„Eric“ röhrte sich die Stimmbänder ins Nirvana und gab bei einigen Stücken den Stimmzungen seiner Hohner Harmonikas den nötigen Swing.
„Brad“ und „Phil“ bearbeiteten ihre Saiten bis kurz vor die Ausglühpunkte und wechselten sich bei den Solis ab. Mal mit, mal ohne Bottleneck oder Wahwah, feinste Rhythmus- und Leadgitarrensalven bahnten sich die Wege in unsere Zappelzentren.
Und ein Mysterium bleibt nicht nur nach dieser Darbietung für mich die Bemerkung eines Profi Rezensenten einer zweimonatlich erscheinenden Rock Zeitschrift zur letzten CD (The Taking Of Black Heart) der Jungs, als er sinngemäß schrieb: die Gitarren würden eher gegeneinander spielen….
Die Soundgrundierer Steve und Tim sorgten für hohe Schlagzahlen in ihren Kernbereichen und sorgten für und unterstützten den höllischen Groove im Verbrennungsraum ohne Fehl und Gnade.
Die zehn Fäuste spielten für uns wie schon weiter oben erwähnt 15 Hallelujahs.
Von den elf neuen Songs, die sich auf der „The Taking Of Black Heart“ tummeln, hörten wir acht Stücke, u.a den LP/CD Eröffnungsreißer „The Job“, der auch heute Abend in unsere Ohren bebte und brodelte.
Im Intro das leichte Zwiegespräch zwischen Harp und Saiten und nach Beendigung des Smalltalks zünden die Jungs den Turbolader für einem Bluesrocker der halsbrecherischsten Art. Nach dem „alten“ Nackenbrecher „Cherry Red“ folgten mit „Quick On The Trigger“ und „Mexiko“ zwei Mindtempoknaller der neuesten Bauart.
Weiter in der Schwitzkur: alt „Fly Back Home“, ein rauer Bluesrocker mit grandiosem Harp Outro vom „Fat Black Pussy Cat“ Album. Neu: „Shoot My Way Out, Smash & Grab und Hangin` Tree“.
Da brüllte der Fan vor Begeisterung.
Stimmung also sehr gut, Getränkeumsatz vor und auf der Bühne gegen unendlich, Brillengläser und Photolinse beschlagen und Muskeln und Knochen im Dauereinsatz, was willste mehr.
„Black Heart Baby und Die In The River“ rundeten im eckigen Saal die Darbietungen vom neuen Album ab.
Ein paar olle Kamellen zum sehr guten Schluß, „Lightning When I Need “ vom Fat Black…und „Gods Of Demolition und Mississippi King“ vom „The No 6 Dance“ Album entwickelten die Schweißausbrüche im Pulk auch in schwindlige Höhen.
Ohne Zugaben gingen uns die Jungs nicht aus dem Haus, sie beglückten uns noch mit dem rasanten Bikerrocker „She Don`t Know“ und dem oberirdisch guten Slow/Psycho/Fuzz Blues „Shine Eyed“ von der „Double Down“ CD von 1997.
Dieses zweite Album gibt es wie das erste Album „Blues For Henry“ nur als CD, sehr gesucht und wenn, teuer.
Ich würde mich freuen, wenn sich diese demnächst auf Vinyl präsentierten, Smallstone übernehmen sie bitte.
Einige Bekannte und Besucher unserer Rock Freaks Konzerte in Siegen, die die Band bisher noch nicht im Visier hatten, kauften nach dem Gig wie auch etliche andere Besucher reichlich Merchandising, ich nahm das Tour Shirt mit.
Geschafft und mit gewaltigen Eindrücken in Hirn und Ohren machte ich mich nach der Verabschiedung der Jungs auf die Highways Number 57, 1 und 3, Fly Back Home…..